Samsara

Wer es noch nicht mitbekommen hat: Ich wurde auserwählt, ich arbeite in einer Wellnessoase.


An manchen Tagen ziehen die Wohlgerüche der Aufgüsse, melodischer Gesang und Schalmeienklänge bis zu mir in mein Büro. Draußen vor dem Fenster genießen unsere Gäste Kaffee, kleine Snacks und den Sonnenschein. Goldenes Herbstlaub auf dem Flachdach unseres kleinen Fitnessstudios gegenüber.


Ich schaue meinen kleinen Buddha an und frage ihn: Womit haben wir das verdient?


Natürlich antwortet er nie. Buddhas haben die schnöde Sphäre der Worte weit hinter sich gelassen.


Er thront einfach dort im Licht, in Stille und Frieden, und gibt mir so zu verstehen, dass er das nicht anders täte, auch wenn er nicht hier auf der Insel der Seligen, sondern in einer Notunterkunft säße, mitten in dem sich unermüdlich weiter drehenden Rad aus Geschrei, Elend und Tod.

Ohne Worte. Ohne Schweigen.


Es ist wohl an der Zeit, mir einen Tee zu machen.

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